Die Geschichte der Pottensteiner Gelöbnisfusswallfahrt auf den Mariahilfberg

 

Bereits lange vor der 1. Gelöbnisfusswallfahrt auf den Mariahilfberg im Jahre 1809 gab es Wallfahrten von Pottenstein auf den Mariahilfberg. So ist in der Chronik des Mariahilfberg von einer Wallfahrt aus Pottenstein folgender  Eintrag  zu finden:

„...im Jahre 1704 am 21.September gelobt gegen Türkengefahr und wurde vom Einfalt der Feinde verschont und 6 Wachskerzen entzündet“. In den folgenden 100 Jahren gab es immer wieder pilgernde Pottensteiner Bürger, die jedoch gegen Ende des 18. Jht. immer seltener wurden.

Anfang des 19. Jht. waren dann die Franzosenkriege, wobei der  damalige Pfarrer von Pottenstein, Dekan Abdon J.M. Vogl, ein früherer Militärkaplan, einer der Mitorganisatoren des Widerstands gegen die französischen Revolutionstruppen war. In diesen Kriegswirren wurde ein französischer Marshall in Fahrafeld getötet, worauf Napoleon aus seiner Residenz in Wien einen Straftrupp in das Triestingtal schickte. Dekan Vogl musste deshalb flüchten und fand u.a. am Mariahilfberg Unterschlupf. Letztendlich stellte sich der kinderlose Bruder des eigentlichen Täters im Prozeß gegen Satori und wurde hingerichtet, jedoch kamen einige ebenfalls Angeklagte Bürger mit dem Leben davon. Dekan Vogl konnte wieder nach Pottenstein zurückkehren und gelobte mit der Pfarrgemeinde jedes Jahr eine Wallfahrt auf den Mariahilfberg abzuhalten um für

„Friede und Freiheit für unser Vaterland“

zu beten. Als Termin wurde der Sonntag nach (oder zu) Bartholomä (24.08.) von früheren Wallfahrten übernommen.

Ausgehend von dieser im August 1809 erstmal stattgefundenen Gelöbniswallfahrt fanden sich seither immer wieder Bürger die Jahr für Jahr, entsprechend dem Gelöbnis, auf den  Mariahilfberg pilgerten, um  für Friede und Freiheit für unser Vaterland zu beten, wobei sie immer von nicht geistlichen Wallfahrtsleitern und Vorbetern geführt wurden. Aus Überlieferungen und Archiven des Klosters wissen wir, dass seit 1809 diese Wallfahrt ohne Unterbrechung durchgeführt wurde - auch während der beiden Weltkriege und der Besatzungszeit, wo Frauen aus Furcht vor Nationalsozialisten und später Rotarmisten in der Nacht, in kleinen Gruppen, begleitet von einem Ochsenwagen,  auf den Mariahilfberg pilgerten.

Die Teilnehmerzahl war immer schwankend, in Zeiten von Friede und Ruhe war die Gruppe eher klein, in Not- und Unruhezeiten eher größer.

In den 1960iger Jahren war die Pottensteiner Wallfahrt ernstlich gefährdet, da durch      die    zunehmende    Motorisierung    immer    mehr    Menschen    auf

Autobusfahrten umstiegen und immer weniger bereit waren zu Fuß auf den Mariahilfberg zu pilgern und so die Teilnehmerzahl unter 30 Personen schrumpfte. Mitte der 60iger Jahre fanden sich jedoch um drei tragende Familien herum wieder eine Gruppe Pilger zusammen, um die Wallfahrt neu zu gestalten. So wurde ein  neuer,  angepasster  Programmablauf  eingeführt und auch ein Liedtextheftchen erstellt, wodurch wieder mehr zur Wallfahrt fanden.

Daraus entstand 1983 einer der Höhepunkte der bisherigen Wallfahrtsgeschichte, die 175. Jubiläumswallfahrt. 180 Fußgänger, sowie zusätzlich ca. 150 Personen die mit PKW oder Autobus nachkamen, feierten

die Festmesse mit, die von Weihbischof Dr. Helmut Krätzl aus Wien geleitet wurde.

Seit dieser Zeit rückte auch mehr das gemeinschaftliche Erlebnis einer Pilgerreise in den Mittelpunkt, das auch im Innehalten und Kräftesammeln auf das bevorstehende Schul- und Arbeitsjahr ihren Platz im gesamten Pfarrleben der Pfarre Pottenstein gefunden hat.

So pilgern Jahr für Jahr an die hundert Pilger, vom Baby bis zum Greis, aus Pottenstein auf den Mariahilfberg.

Im Jahr 2008 fand diese Gelöbniswallfahrt nun bereits zum 200. mal statt, wobei rund 120 Fussgänger den Wallfahrtszug bildeten. Der besondere Höhepunkt bei dieser Jubiläumswallfahrt war die Festmesse in der Kirche am Mariahilfberg, die von unserem Kardinal, Dr. Christoph Schönborn geleitet und mit rund 300 Pilgern gefeiert wurde. In der eindrucksvollen Predigt bedankte sich Hr. Kardinal für die lange Treue und Verlässlichkeit der Pottensteiner Wallfahrer und beendete diese mit den Worten:

„Liebe Pilgerinnen und Pilger, es war mir ein Anliegen als ich die Einladung bekam am Mariahilfberg mit Ihnen diese Jubiläumswallfahrt zu feiern und vor allem Ihnen zu danken und Sie zu bitten seid weiter so felsenfest im Glauben aufbauend wie Ihr es in den vergangenen 200 Jahren ward. Dann wird es eine gute Zukunft geben: Hoffnung Freiheit und Frieden. Darum  bitten  wir. Amen.“

So hoffen wir, dass auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten viele diese Wallfahrt mit ihrer Teilnahme unterstützen und damit das Gelöbnis unserer Vorfahren „für Friede und Freiheit für unser Vaterland zu beten“ auch die nächsten Jahrzehnte, von Generation zu Generation, weiterlebt und weiter zur Mutter Gottes am Mariahilfberg getragen wird.

Ing. Herfried Holzer,

Wallfahrtsleiter der Pottensteiner Gelöbniswallfahrt, Herbst 2008