Die Geschichte der Pottensteiner Gelöbnisfusswallfahrt auf den Mariahilfberg
Bereits lange vor der 1. Gelöbnisfusswallfahrt auf den Mariahilfberg im Jahre 1809 gab es Wallfahrten von Pottenstein auf den Mariahilfberg. So ist in der Chronik des Mariahilfberg von einer Wallfahrt aus Pottenstein folgender Eintrag zu finden:
„...im Jahre 1704 am 21.September gelobt gegen Türkengefahr und wurde vom Einfalt der Feinde verschont und 6 Wachskerzen entzündet“. In den folgenden 100 Jahren gab es immer wieder pilgernde Pottensteiner Bürger, die jedoch gegen Ende des 18. Jht. immer seltener wurden.
Anfang des 19. Jht. waren dann die Franzosenkriege, wobei der damalige Pfarrer von Pottenstein, Dekan Abdon J.M. Vogl, ein früherer Militärkaplan, einer der Mitorganisatoren des Widerstands gegen die französischen Revolutionstruppen war. In diesen Kriegswirren wurde ein französischer Marshall in Fahrafeld getötet, worauf Napoleon aus seiner Residenz in Wien einen Straftrupp in das Triestingtal schickte. Dekan Vogl musste deshalb flüchten und fand u.a. am Mariahilfberg Unterschlupf. Letztendlich stellte sich der kinderlose Bruder des eigentlichen Täters im Prozeß gegen Satori und wurde hingerichtet, jedoch kamen einige ebenfalls Angeklagte Bürger mit dem Leben davon. Dekan Vogl konnte wieder nach Pottenstein zurückkehren und gelobte mit der Pfarrgemeinde jedes Jahr eine Wallfahrt auf den Mariahilfberg abzuhalten um für
„Friede und Freiheit für unser Vaterland“
zu beten. Als Termin wurde der Sonntag nach (oder zu) Bartholomä (24.08.) von früheren Wallfahrten übernommen.
Ausgehend von dieser im August 1809 erstmal stattgefundenen Gelöbniswallfahrt fanden sich seither immer wieder Bürger die Jahr für Jahr, entsprechend dem Gelöbnis, auf den Mariahilfberg pilgerten, um für Friede und Freiheit für unser Vaterland zu beten, wobei sie immer von nicht geistlichen Wallfahrtsleitern und Vorbetern geführt wurden. Aus Überlieferungen und Archiven des Klosters wissen wir, dass seit 1809 diese Wallfahrt ohne Unterbrechung durchgeführt wurde - auch während der beiden Weltkriege und der Besatzungszeit, wo Frauen aus Furcht vor Nationalsozialisten und später Rotarmisten in der Nacht, in kleinen Gruppen, begleitet von einem Ochsenwagen, auf den Mariahilfberg pilgerten.
Die Teilnehmerzahl war immer schwankend, in Zeiten von Friede und Ruhe war die Gruppe eher klein, in Not- und Unruhezeiten eher größer.
In den 1960iger Jahren war die Pottensteiner Wallfahrt ernstlich gefährdet, da durch die zunehmende Motorisierung immer mehr Menschen auf
Autobusfahrten umstiegen und immer weniger bereit waren zu Fuß auf den Mariahilfberg zu pilgern und so die Teilnehmerzahl unter 30 Personen schrumpfte. Mitte der 60iger Jahre fanden sich jedoch um drei tragende Familien herum wieder eine Gruppe Pilger zusammen, um die Wallfahrt neu zu gestalten. So wurde ein neuer, angepasster Programmablauf eingeführt und auch ein Liedtextheftchen erstellt, wodurch wieder mehr zur Wallfahrt fanden.
Daraus entstand 1983 einer der Höhepunkte der bisherigen Wallfahrtsgeschichte, die 175. Jubiläumswallfahrt. 180 Fußgänger, sowie zusätzlich ca. 150 Personen die mit PKW oder Autobus nachkamen, feierten
die Festmesse mit, die von Weihbischof Dr. Helmut Krätzl aus Wien geleitet wurde.
Seit dieser Zeit rückte auch mehr das gemeinschaftliche Erlebnis einer Pilgerreise in den Mittelpunkt, das auch im Innehalten und Kräftesammeln auf das bevorstehende Schul- und Arbeitsjahr ihren Platz im gesamten Pfarrleben der Pfarre Pottenstein gefunden hat.
So pilgern Jahr für Jahr an die hundert Pilger, vom Baby bis zum Greis, aus Pottenstein auf den Mariahilfberg.
Im Jahr 2008 fand diese Gelöbniswallfahrt nun bereits zum 200. mal statt, wobei rund 120 Fussgänger den Wallfahrtszug bildeten. Der besondere Höhepunkt bei dieser Jubiläumswallfahrt war die Festmesse in der Kirche am Mariahilfberg, die von unserem Kardinal, Dr. Christoph Schönborn geleitet und mit rund 300 Pilgern gefeiert wurde. In der eindrucksvollen Predigt bedankte sich Hr. Kardinal für die lange Treue und Verlässlichkeit der Pottensteiner Wallfahrer und beendete diese mit den Worten:
„Liebe Pilgerinnen und Pilger, es war mir ein Anliegen als ich die Einladung bekam am Mariahilfberg mit Ihnen diese Jubiläumswallfahrt zu feiern und vor allem Ihnen zu danken und Sie zu bitten seid weiter so felsenfest im Glauben aufbauend wie Ihr es in den vergangenen 200 Jahren ward. Dann wird es eine gute Zukunft geben: Hoffnung Freiheit und Frieden. Darum bitten wir. Amen.“
So hoffen wir, dass auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten viele diese Wallfahrt mit ihrer Teilnahme unterstützen und damit das Gelöbnis unserer Vorfahren „für Friede und Freiheit für unser Vaterland zu beten“ auch die nächsten Jahrzehnte, von Generation zu Generation, weiterlebt und weiter zur Mutter Gottes am Mariahilfberg getragen wird.
Ing. Herfried Holzer,
Wallfahrtsleiter der Pottensteiner Gelöbniswallfahrt, Herbst 2008
Der Ablauf der Gelöbniswallfahrt
In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde die Gelöbniswallfahrt neu organisiert und ein neuer Ablauf eingeführt, der bei der 175. Jubiläumswallfahrt nochmals verbessert wurde.
Der Termin ist das Wochenende mit dem Sonntag nach (oder zu) Bartholomä (24.08.). Das ist fast immer eine Woche vor Schulbeginn und eine Woche nach dem Rochuskirtag.
In den letzten Jahren und Jahrzehnten wurde der Ablauf der Wallfahrt nur geringfügig geändert und ich möchte Ihnen diesen nun näherbringen:
Samstag:
Um 5.30 Uhr starten wir in der Kirche in Pottenstein mit einem kurzen Morgenlob und anschließendem Auszug und pilgern durch Pottenstein, Grabenweg (wo uns meist die ersten Sonnenstrahlen erreichen) auf den Hals, wo wir unsere erste Rast einlegen. (ca. 8.00 – 8.30 Uhr). Danach geht es weiter, kurz vor Pernitz über den Fuchsriegel, dann durch Pernitz, vorbei an der Raimundvilla zu unserem 2.Rastplatz bei der ehemaligen Sandgrube. (ca.10.15 – 10.40 Uhr).
Danach durch das Blättertal, Gutenstein und schließlich über den Wurzelweg auf den Mariahilfberg, wo wir zwischen 12 und 13 Uhr eintreffen.
Es gibt auch Begleitfahrzeuge, in denen die Rucksäcke mitgeführt werden und es besteht auch die Möglichkeit mitzufahren (vor allem auf Hals und Mariahilfberg) falls der ganze Weg doch zu anstrengend sein sollte. Bei den Pausen gibt es auch die Möglichkeit Trinken und Wurstsemmeln günstig zu bekommen.
Am Mariahilfberg gibt es 2 Gasthäuser, wobei für das Gasthaus Moser bereits bei der Rast am Hals das Mittagessen vorbestellt werden kann.
Um 15 Uhr ist der gemeinsame, feierliche Einzug in die Kirche mit der Begrüßung durch den Prior vom Mariahilfberg. Anschließend gehen wir gemeinsam den Kreuzweg hinaus bis zur 14. Station.
Um 19 Uhr findet die Hl. Messe in der Kirche mit anschließender Lichterprozession statt. In den beiden Gasthäusern und im Kloster besteht die Möglichkeit zur Übernachtung.
Sonntag:
Wir starten um 8.30 Uhr mit dem feierlichen Auszug aus der Kirche am Mariahilfberg, gehen dann wieder durch Gutenstein, Blättertal zurück zum Rastplatz ehem. Sandgrube (ca. 10.30 – 11.00 Uhr). Entlang des Weges sammeln wir Blumen, die dann später am Hals zu einem Kranz geflochten werden. Dieser schmückt unser Kreuz, das unseren Pilgerzug immer anführt.
Seit 2007 gehen wir auch retour über den Fuchsriegel und dann den Hals hinauf, wo wir ca. um
13 Uhr bei der Mittagsrast mit einem Catering versorgt werden.
So rund um 14 Uhr geht´s wieder den Hals hinunter und weiter Richtung Grabenweg, wo wir um ca. 15.30 Uhr eine Gedenkandacht bei der Kapelle halten.
Nach einer Stärkung mit Milch geht es weiter die letzte Etappe nach Pottenstein, wo wir kurz nach 17 Uhr die Wallfahrt mit einer Abschlussandacht in der Kirche ausklingen lassen.
Wir freuen uns Jahr für Jahr, wenn wir bekannte Gesichter wieder sehen, aber genau so über jeden neuen Wallfahrer. Ob Sie die ganze Strecke mitpilgern, irgendwo im Laufe des Weges dazu stoßen (wie es viele Familien mit kleinen Kindern machen) oder Sie nur am Mariahilfberg Teil der Gemeinschaft sind, jeder ist willkommen und herzlichst eingeladen.
Der oben genannte Ablauf soll Ihnen dabei bei der Planung helfen, wobei natürlich kurzfristige Änderungen jederzeit möglich sind. Informationen dazu finden Sie im Internet auf dieser Homepage oder jeweils ab Mitte Juli im Schaukasten bei der Kirche.
Eine Anmeldung für die Wallfahrt ist nicht erforderlich. Bei speziellen Fragen oder Wünschen z.B: für Übernachtungsmöglichkeiten, kann im Pfarrsekretariat oder bei mir gerne rückgefragt werden.
Ing. Herfried Holzer, Wallfahrtsleiter der Pottensteiner Gelöbniswallfahrt, Herbst 2008
Rückblick auf die 200. Pottensteiner Jubiläumsgelöbnisfusswallfahrt
Nach einem Jahr der Vorbereitung und Vorfreude ist die 200. Pottensteiner Gelöbniswallfahrt nun auch wieder ein Teil der Geschichte. Sie war sehr ereignisreich und vor allem die Festmesse mit unserem Kardinal war ein intensives, tiefgreifendes Erlebnis.
Die neuen Fahnen der Pfarre Pottenstein bei ihrem ersten Einsatz, bei der 200. Gelöbnisfusswallfahrt.
Wir starteten wie gewohnt um 5.30 Uhr mit einer kurzen Morgenandacht in der Kirche in Pottenstein. Danach zogen wir bei noch trockenem Wetter aus der Kirche aus und begannen unseren Pilgerweg Richtung Gutenstein.
Bei diesem Auszug durften wir das 1. Mal die neuen Fahnen der Pfarre Pottenstein verwenden, die uns auf unserem Weg bis nach Grabenweg begleiteten.
Nach der gewohnten Rast am Hals führte uns der Pilgerweg Richtung Pernitz, über den Fuchsriegel und durch den Ort in das Blättertal, wo die 2. Rast stattfand.
Während des Weges vergrößerte sich unser Wallfahrtszug immer wieder, sodass wir Gutenstein mit einem Pilgerzug von
120 Personen erreichten. Vom 2 Monate alten Baby im Kinderwagen bis zum über 80 Jahre alten Pensionisten reichte die Altersspanne unseres Zuges aus Pottenstein. Mit dabei sind aber auch wie immer Familien, die zwar längst nicht mehr in Pottenstein wohnen, aber zu dieser Gelöbniswallfahrt Jahr für Jahr zu ihren Pottensteiner Wurzeln zurückkehren.
Gerade noch trockenen Fußes erreichten wir kurz nach Mittag unser Ziel dieser Wallfahrt, das Gnadenbild der Mutter Gottes in der Wallfahrtskirche am Mariahilfberg.
Links der Hochaltar der Wallfahrtskirche am Mariahilfberg, oben der Ausschnitt daraus mit dem Gnadenbild.
Während sich die zu Fuß gegangen müden Pilger im Gasthaus stärkten, öffnete der Himmel das erste mal seine Schleusen, wodurch auch alle, die mit dem Auto oder mit dem erstmals seit vielen Jahren wieder organisierten Bus auf den Mariahilfberg nachgekommen waren, von strömenden Regen empfangen wurden.
Beim Einzug um 15.00 Uhr, bei dem wir von dem am Mariahilfberg ansässigen Servitenorden empfangen werden und als gemeinsamer Pilgerzug das Gnadenbild am Mariahilfberg begrüßen, konnten wir heuer wegen dem Regen leider nur Schirme statt Fahnen verwenden.
Vom Servitenorden wurden wir dieses mal von Pater Norbert empfangen, der den erkrankten Prior, Pater Franz Brunner, vertrat.
Am Ende dieses Einzuges wurden noch eine neue Kerze und ein neuer Kerzenständer gesegnet. Der Kerzenständer ist ein Geschenk der Pottensteiner Wallfahrer für die Kirche am Mariahilfberg, als Zeichen der Dankbarkeit und der Verbundenheit.
Die Kerze, verziert mit einem Bild der Gnadenmutter aus Pottenstein, erinnert an diese Jubiläumswallfahrt und wird jedes Jahr nur dann entzündet, wenn die Pottensteiner Wallfahrer am Mariahilfberg sind.
Der im Anschluss geplante Kreuzweg konnte aufgrund des Regens leider nur in der Kirche stattfinden.
Bis zur hl. Messe um 19.00 Uhr blieb wie jedes Jahr noch ein bisschen Zeit, die einige zum Beichten nutzten, andere zum Ausrasten, andere bereits zur Einstimmung.
Heuer wurde diese Zeit auch für die Vorbereitungen zur Festmesse genutzt. Mehr als 1 Stunde vor Beginn begann sich die Kirche zu füllen und als Hr. Kardinal, Dr. Christoph Schönborn pünktlich um 18.45 am Mariahilfberg eintraf, war die Kirche bereits voll. Nach einer kurzen Begrüßung durch die Konzelebranten, durch mich als Wallfahrtsleiter und durch den Bürgermeister von Gutenstein, begab sich der Hr. Kardinal zur Vorbereitung in die Sakristei.
Pfarrer Rudi Fleck bei der Begrüßung des Kardinals vor der Kirche am Mariahilfberg
Mit dem feierlichen Einzug in die Kirche wurde die Festmesse eröffnet zu der sich rund 300 Personen versammelt hatten. Dem freudigen Anlass entsprechend, wurde eine feierliche Festmesse zelebriert, unterstützt durch viele Ministranten, wobei aber auch der besondere Charakter unserer Wallfahrtsmesse erhalten blieb.
Der Höhepunkt der Festmesse war aber sicherlich die Predigt des Hrn. Kardinal, der in einfachen, aber umso deutlicheren Worten sowohl auf das Evangelium als auch auf die Geschichte der Wallfahrt Bezug nahm und damit bei uns allen bleibende Eindrücke hinterließ. (Die Predigt ist nachzulesen auf den folgenden Seiten)
Gleich nach der Predigt fand die Segnung von Ringrosenkränzen statt, die speziell für uns gefertigt wurden und allen Personen am Ende der Feierlichkeiten als Erinnerungsgeschenk überreicht wurden.
Überrascht hat uns Hr. Kardinal als er beim „Vater Unser“ die vielen Kinder zu sich rund um den Altar bat.
Als weiterer Höhepunkt war eine Lichterprozession am Mariahilfberg geplant, die auch begonnen wurde, aber aufgrund plötzlich einsetzenden Regens bereits in der Kirche wieder abgebrochen werden musste.
Nach einem Mariengebet und dem bischöflichen Segen, endete der Festgottesdienst mit dem Auszug des Hrn. Kardinal zum Lied „Großer Gott, wir loben dich“.
Kardinal Schönborn im Gespräch mit der ältesten und der jüngsten Pilgerin bei dieser Jubiläumswallfahrt.
Im Anschluss war im Refektorium des Klosters noch eine einfache Agape hergerichtet, wo viele Menschen die Möglichkeit nutzen konnten mit Kardinal Schönborn persönlich ins Gespräch zu kommen, der sich trotz seines dichten Terminkalenders dafür rund eine Stunde Zeit nahm.
Durch seine sehr herzliche und kommunikative Art hinterließ der Hr. Kardinal glückliche Pilger und so konnten viele einen langen, teilweise verregneten Wallfahrtstag zufrieden ausklingen lassen.
Der Sonntag startete mit dem Auszug am Mariahilfberg und mit dem Pilgersegen als Verabschiedung. Zurück ging es wieder durch das Blättertal, Pernitz und hinauf auf den Hals, wo wir um ca. 13.00 Uhr unsere Mittagsrast machten. Während wir von der Fa. Leithner bestens mit Essen versorgt wurden, verschönerten einige Damen traditionell unser Vortragekreuz mit einem Blumenkranz.
Wir pilgerten danach weiter hinaus nach Grabenweg, wo wir bereits von einigen dazu stoßenden Pilgern erwartet wurden, die mit uns gemeinsam bei der Kapelle eine kleine Andacht abhielten. Von dort startete unsere letzte Etappe, wieder begleitet von unseren neuen Fahnen. Während des 6. und letzten Rosenkranzgebetes dieser Gelöbniswallfahrt erreichten wir wieder unseren Heimatort Pottenstein. Wir zogen in unsere Heimatkirche ein und mit einer Andacht mit Segen endete unsere 200. Jubiläumswallfahrt.
Auf den letzten Metern zurück in Pottenstein Diese Wallfahrt wird in Erinnerung bleiben durch den Höhepunkt der Festmesse mit Kardinal Dr. Christoph Schönborn, aber auch wieder als gemeinschaftliches Ereignis von jung und alt, wo gebetet und gesungen wurde, aber auch Platz für Spaß und Tratsch blieb.
Ich danke nochmals allen, die zum Gelingen dieser Jubiläumswallfahrt beigetragen haben. Insbesondere danke ich auch jenen die seit Jahren und Jahrzehnten durch ihre Unterstützung oder einfach durch ihre Teilnahme diese Gelöbniswallfahrt so lebendig machen. Ganz besonders bedanken möchte ich mich aber hier bei jenen Familien die den Termin der Wallfahrt Jahr für Jahr als oberste Priorität freihalten und so den Grundstock dieser Wallfahrt bilden.
Ich lade Sie herzlich ein auch in den kommenden Jahren diese Wallfahrt auf den Mariahilfberg mit Ihrer Teilnahme zu unterstützen und so selbst einen Beitrag dazu zu leisten, dass das Gelöbnis unserer Vorfahren „für Friede und Freiheit für unser Vaterland zu beten“ auch die nächsten Jahrzehnte, von Generation zu Generation, weiterlebt.
Ing.Herfried Holzer - Wallfahrtsleiter
Predigt von Kardinal Dr. Christoph Schönborn zur 200. Gelöbniswallfahrt auf den Mariahilfberg.
Gelobt sei Jesus Christus
Liebe Wallfahrtsgemeinde, liebe Mitbrüder im christlichen Dienst.
Pater Rudi, ich sage immer noch Pater. Ich sag immer noch Pfarrer Sigi auch wenn du behauptest, du seist nicht mehr Pfarrer. Er ist Pfarrer im AKH, also dem größten Spital Österreichs,.. Europas. Lieber Pater Norbert, Pfarrer von der Rossau, lieber Diakon Michael.
Brüder und Schwestern, liebe Kinder die ihr so zahlreich mitgekommen seid zur Wallfahrt.
200 mal sind die Pottensteiner auf den Mariahilfberg gewallfahrtet. In so verschiedenen Zeiten.
Wie war das vor 100 Jahren? Vor 150 Jahren? Vor 50 Jahren? Vor 25 Jahren wo Weihbischof Krätzl mit euch gefeiert hat? Wo stehen wir heute? Die Frage, die mich bewegt, ist zuerst einmal die Treue der Pottensteiner zu dieser Wallfahrt. Da ist eine große Verlässlichkeit, eine große Treue und ich denke das ist schon die wichtigste Botschaft in ihrem Anliegen dieser Wallfahrt, Frieden und Freiheit zu erbitten. Die Treue, der Glaube, man kann das Wort Glauben auch in Treue übersetzen, im Griechischen und im Hebräischen ist es praktisch das selbe Wort. Die Treue, das heißt die Festigkeit, felsenfest glauben. Das ist eigentlich das Entscheidende und ich denke das heutige Evangelium, das Evangelium vom morgigen Sonntag, das große Evangelium über Petrus dem Fels. Es sagt uns eben was ganz Entscheidendes über das, was die Pottensteiner durch 200 Jahre Treue gezeigt haben. Und damit auch das was für die Zukunft gilt. Jesus sagt zu Petrus: “Du bist Petrus der Fels und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen.“ Ich möchte mit euch 3 Gedanken über den Felsen betrachten weil ihr auch viel über Fels und Stein gegangen seid, oder an Felsen vorbei auf eurer Wallfahrt und ich morgen oder eher übermorgen nach Mariazell auf die Wallfahrt gehe und auch über Fels und Stein, über Berg und Tal bis nach Mariazell. Wer ist der Fels? Zuerst ist es Christus selber, Gott ist mein Fels, so heißt es immer in den Psalmen des alten Bundes.
Gott ist mein Fels! Auf ihn kann ich bauen. Felsenfest vertrauen weil Gott Gott ist, weil Christus Christus ist. Alle Mächte dieser Erde vergehen. Napoleon der große Kaiser, der die ganze Welt in Furcht und Zittern versetzt hat, er ist verschwunden und von seinem Reich ist nichts geblieben. Wieviele Reiche hat es in diesen 200 Jahren gegeben? Ein 3. Reich, ein tausendjähriges Reich, das 12 Jahre gedauert hat. 12 schreckliche Jahre, und ein Sowjetimperium das vergangen ist, in sich zusammengefallen. Das einzige Reich das bleibt ist das Reich Gottes. Der einzige Felsen der bleibt ist Gott. Und die Pottensteiner haben durch 200 Jahre gegen alle Mächte dieser Zeit, dieser Welt gezeigt: Wir vertrauen auf Gott. Das ist unser Fels. Das ist unser Friede und unsere Freiheit und deshalb bin ich so dankbar dass es diese lange Tradition gibt. Das ist etwas ganz Starkes, ein starkes Zeugnis das Gott wirklich der Fels ist. Auf ihn kann man ein Leben bauen. Auf ihn kann man vertrauen.
Aber das ist erst die 1. Bedeutung des Felsens. Die 2. Bedeutung ist das, was Jesus dem Petrus sagt: „Selig bist du Simon Barjóna denn nicht Fleisch und Blut haben dir das geoffenbart das ich der Messias und Christus der Sohn des lebendigen Gottes bin, nicht Fleisch und Blut, sondern mein Vater im Himmel.“ Der Glaube ist ein Fels auf den man bauen kann. Aber der Glaube ist ein Geschenk. Man kann ihn nicht machen. Das wissen die Eltern. Sie können den Glauben bezeugen, können ihn vorleben, aber wir können ihn nicht machen. Können ihn nur erbitten, können ihn nur erhoffen. Gott schenkt den Glauben. Und dieser Glaube ist der Fels auf den die Kirche gebaut ist. In diesen 200 Jahren hat es viele Ideologien gegeben, der Nationalsozialismus, der Nationalismus, der Kapitalismus, der Kommunismus, heute ist es vielleicht der Konsumismus - alle diese Ideologien vergehen, aber der Glaube bleibt. Auch vor 200 Jahren haben Ihre Vorfahren geglaubt. Und Sie glauben immer noch und es ist immer noch derselbe Glaube. Und er lebt und auf ihn kann man bauen und ihn kann man leben. Und auch das bezeugt die Wallfahrt 200 Jahre lang, in Treue gelebt, im Glauben. Glaube ist der Fels. Aber es gibt noch eine 3. Bedeutung.
Jesus sagt zu Petrus:„Du bist Petrus der Fels“ und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“ Es ist ein sehr tröstliches Wort für uns Pfarrer, Bischöfe, Patres, Diakone. Jesus hat nicht gesagt „Du wirst meine Kirche bauen“ sondern „Ich werde meine Kirche bauen“ Er sagt zu Petrus „Du bist der Fels und auf diesen Felsen werde ICH meine Kirche bauen“. Es ist seine Kirche, nicht unsere Kirche. Es ist sein Geschäft, wenn man es so sagen kann, nicht unser Geschäft. Nicht wir machen die Kirche sondern Jesus macht die Kirche. Aber er baut sie auf Menschen, auf einen Petrus, oder auf einen Rudi, oder einen Sigi, oder einen Bischof Christoph oder auf Sie alle. Er baut seine Kirche auf uns Menschen. Und er sagt uns etwas Unglaubliches. Uns schwachen Menschen sagt er „Du bist der Fels, und auf diesen Felsen baue ich meine Kirche“ Jeder von uns wird gebraucht. Jeder von uns ist so ein Fels auf den Jesus seine Kirche baut. Ob das jetzt ein Wallfahrtsleiter ist, der durch viele Jahre die Wallfahrt geleitet hat und jetzt seinen Sohn damit beauftragt hat. Ob es die Eltern sind die ihren Glauben ihren Kindern vorleben. Dann sind sie Fels, dann können die Kinder auf diesen Felsen schauen und bauen und vertrauen. Aber wir alle sind schwache Menschen und wir wissen wir alleine machen es nicht.
Und so frag ich mich zum Schluss:
Warum gibt es nach 200 Jahren immer noch die Wallfahrt? Warum gibt es immer noch den Glauben? Warum gibt es immer noch die Kirche? Weil Christus sie baut - auf uns Menschen, auf uns armen schwachen Sündern. Aber weil er uns das anvertraut hat und weil er es macht, deshalb gibt es die Kirche, deshalb wird es sie auch lange noch geben wenn es die Reiche unserer Zeit schon längst nicht mehr gibt.
Liebe Pilgerinnen und Pilger, es war mir ein Anliegen als ich die Einladung bekam am Mariahilfberg mit ihnen diese Jubiläumswallfahrt zu feiern und vor allem ihnen zu danken und sie zu bitten seid weiter so felsenfest im Glauben aufbauend wie ihr es in den vergangenen 200 Jahren ward. Dann wird es eine gute Zukunft geben: Hoffnung Freiheit und Frieden.
Darum bitten wir. Amen.
Die Geschichte der Pottensteiner Gelöbnisfusswallfahrt auf den Mariahilfberg
Bereits lange vor der 1. Gelöbnisfusswallfahrt auf den Mariahilfberg im Jahre 1809 gab es Wallfahrten von Pottenstein auf den Mariahilfberg. So ist in der Chronik des Mariahilfberg von einer Wallfahrt aus Pottenstein folgender Eintrag zu finden:
„...im Jahre 1704 am 21.September gelobt gegen Türkengefahr und wurde vom Einfalt der Feinde verschont und 6 Wachskerzen entzündet“. In den folgenden 100 Jahren gab es immer wieder pilgernde Pottensteiner Bürger, die jedoch gegen Ende des 18. Jht. immer seltener wurden.
Anfang des 19. Jht. waren dann die Franzosenkriege, wobei der damalige Pfarrer von Pottenstein, Dekan Abdon J.M. Vogl, ein früherer Militärkaplan, einer der Mitorganisatoren des Widerstands gegen die französischen Revolutionstruppen war. In diesen Kriegswirren wurde ein französischer Marshall in Fahrafeld getötet, worauf Napoleon aus seiner Residenz in Wien einen Straftrupp in das Triestingtal schickte. Dekan Vogl musste deshalb flüchten und fand u.a. am Mariahilfberg Unterschlupf. Letztendlich stellte sich der kinderlose Bruder des eigentlichen Täters im Prozeß gegen Satori und wurde hingerichtet, jedoch kamen einige ebenfalls Angeklagte Bürger mit dem Leben davon. Dekan Vogl konnte wieder nach Pottenstein zurückkehren und gelobte mit der Pfarrgemeinde jedes Jahr eine Wallfahrt auf den Mariahilfberg abzuhalten um für
„Friede und Freiheit für unser Vaterland“
zu beten. Als Termin wurde der Sonntag nach (oder zu) Bartholomä (24.08.) von früheren Wallfahrten übernommen.
Ausgehend von dieser im August 1809 erstmal stattgefundenen Gelöbniswallfahrt fanden sich seither immer wieder Bürger die Jahr für Jahr, entsprechend dem Gelöbnis, auf den Mariahilfberg pilgerten, um für Friede und Freiheit für unser Vaterland zu beten, wobei sie immer von nicht geistlichen Wallfahrtsleitern und Vorbetern geführt wurden. Aus Überlieferungen und Archiven des Klosters wissen wir, dass seit 1809 diese Wallfahrt ohne Unterbrechung durchgeführt wurde - auch während der beiden Weltkriege und der Besatzungszeit, wo Frauen aus Furcht vor Nationalsozialisten und später Rotarmisten in der Nacht, in kleinen Gruppen, begleitet von einem Ochsenwagen, auf den Mariahilfberg pilgerten.
Die Teilnehmerzahl war immer schwankend, in Zeiten von Friede und Ruhe war die Gruppe eher klein, in Not- und Unruhezeiten eher größer.
In den 1960iger Jahren war die Pottensteiner Wallfahrt ernstlich gefährdet, da durch die zunehmende Motorisierung immer mehr Menschen auf
Autobusfahrten umstiegen und immer weniger bereit waren zu Fuß auf den Mariahilfberg zu pilgern und so die Teilnehmerzahl unter 30 Personen schrumpfte. Mitte der 60iger Jahre fanden sich jedoch um drei tragende Familien herum wieder eine Gruppe Pilger zusammen, um die Wallfahrt neu zu gestalten. So wurde ein neuer, angepasster Programmablauf eingeführt und auch ein Liedtextheftchen erstellt, wodurch wieder mehr zur Wallfahrt fanden.
Daraus entstand 1983 einer der Höhepunkte der bisherigen Wallfahrtsgeschichte, die 175. Jubiläumswallfahrt. 180 Fußgänger, sowie zusätzlich ca. 150 Personen die mit PKW oder Autobus nachkamen, feierten
die Festmesse mit, die von Weihbischof Dr. Helmut Krätzl aus Wien geleitet wurde.
Seit dieser Zeit rückte auch mehr das gemeinschaftliche Erlebnis einer Pilgerreise in den Mittelpunkt, das auch im Innehalten und Kräftesammeln auf das bevorstehende Schul- und Arbeitsjahr ihren Platz im gesamten Pfarrleben der Pfarre Pottenstein gefunden hat.
So pilgern Jahr für Jahr an die hundert Pilger, vom Baby bis zum Greis, aus Pottenstein auf den Mariahilfberg.
Im Jahr 2008 fand diese Gelöbniswallfahrt nun bereits zum 200. mal statt, wobei rund 120 Fussgänger den Wallfahrtszug bildeten. Der besondere Höhepunkt bei dieser Jubiläumswallfahrt war die Festmesse in der Kirche am Mariahilfberg, die von unserem Kardinal, Dr. Christoph Schönborn geleitet und mit rund 300 Pilgern gefeiert wurde. In der eindrucksvollen Predigt bedankte sich Hr. Kardinal für die lange Treue und Verlässlichkeit der Pottensteiner Wallfahrer und beendete diese mit den Worten:
„Liebe Pilgerinnen und Pilger, es war mir ein Anliegen als ich die Einladung bekam am Mariahilfberg mit Ihnen diese Jubiläumswallfahrt zu feiern und vor allem Ihnen zu danken und Sie zu bitten seid weiter so felsenfest im Glauben aufbauend wie Ihr es in den vergangenen 200 Jahren ward. Dann wird es eine gute Zukunft geben: Hoffnung Freiheit und Frieden. Darum bitten wir. Amen.“
So hoffen wir, dass auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten viele diese Wallfahrt mit ihrer Teilnahme unterstützen und damit das Gelöbnis unserer Vorfahren „für Friede und Freiheit für unser Vaterland zu beten“ auch die nächsten Jahrzehnte, von Generation zu Generation, weiterlebt und weiter zur Mutter Gottes am Mariahilfberg getragen wird.
Ing. Herfried Holzer,
Wallfahrtsleiter der Pottensteiner Gelöbniswallfahrt, Herbst 2008
Der Ablauf der Gelöbniswallfahrt
In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde die Gelöbniswallfahrt neu organisiert und ein neuer Ablauf eingeführt, der bei der 175. Jubiläumswallfahrt nochmals verbessert wurde.
Der Termin ist das Wochenende mit dem Sonntag nach (oder zu) Bartholomä (24.08.). Das ist fast immer eine Woche vor Schulbeginn und eine Woche nach dem Rochuskirtag.
In den letzten Jahren und Jahrzehnten wurde der Ablauf der Wallfahrt nur geringfügig geändert und ich möchte Ihnen diesen nun näherbringen:
Samstag:
Um 5.30 Uhr starten wir in der Kirche in Pottenstein mit einem kurzen Morgenlob und anschließendem Auszug und pilgern durch Pottenstein, Grabenweg (wo uns meist die ersten Sonnenstrahlen erreichen) auf den Hals, wo wir unsere erste Rast einlegen. (ca. 8.00 – 8.30 Uhr). Danach geht es weiter, kurz vor Pernitz über den Fuchsriegel, dann durch Pernitz, vorbei an der Raimundvilla zu unserem 2.Rastplatz bei der ehemaligen Sandgrube. (ca.10.15 – 10.40 Uhr).
Danach durch das Blättertal, Gutenstein und schließlich über den Wurzelweg auf den Mariahilfberg, wo wir zwischen 12 und 13 Uhr eintreffen.
Es gibt auch Begleitfahrzeuge, in denen die Rucksäcke mitgeführt werden und es besteht auch die Möglichkeit mitzufahren (vor allem auf Hals und Mariahilfberg) falls der ganze Weg doch zu anstrengend sein sollte. Bei den Pausen gibt es auch die Möglichkeit Trinken und Wurstsemmeln günstig zu bekommen.
Am Mariahilfberg gibt es 2 Gasthäuser, wobei für das Gasthaus Moser bereits bei der Rast am Hals das Mittagessen vorbestellt werden kann.
Um 15 Uhr ist der gemeinsame, feierliche Einzug in die Kirche mit der Begrüßung durch den Prior vom Mariahilfberg. Anschließend gehen wir gemeinsam den Kreuzweg hinaus bis zur 14. Station.
Um 19 Uhr findet die Hl. Messe in der Kirche mit anschließender Lichterprozession statt. In den beiden Gasthäusern und im Kloster besteht die Möglichkeit zur Übernachtung.
Sonntag:
Wir starten um 8.30 Uhr mit dem feierlichen Auszug aus der Kirche am Mariahilfberg, gehen dann wieder durch Gutenstein, Blättertal zurück zum Rastplatz ehem. Sandgrube (ca. 10.30 – 11.00 Uhr). Entlang des Weges sammeln wir Blumen, die dann später am Hals zu einem Kranz geflochten werden. Dieser schmückt unser Kreuz, das unseren Pilgerzug immer anführt.
Seit 2007 gehen wir auch retour über den Fuchsriegel und dann den Hals hinauf, wo wir ca. um
13 Uhr bei der Mittagsrast mit einem Catering versorgt werden.
So rund um 14 Uhr geht´s wieder den Hals hinunter und weiter Richtung Grabenweg, wo wir um ca. 15.30 Uhr eine Gedenkandacht bei der Kapelle halten.
Nach einer Stärkung mit Milch geht es weiter die letzte Etappe nach Pottenstein, wo wir kurz nach 17 Uhr die Wallfahrt mit einer Abschlussandacht in der Kirche ausklingen lassen.
Wir freuen uns Jahr für Jahr, wenn wir bekannte Gesichter wieder sehen, aber genau so über jeden neuen Wallfahrer. Ob Sie die ganze Strecke mitpilgern, irgendwo im Laufe des Weges dazu stoßen (wie es viele Familien mit kleinen Kindern machen) oder Sie nur am Mariahilfberg Teil der Gemeinschaft sind, jeder ist willkommen und herzlichst eingeladen.
Der oben genannte Ablauf soll Ihnen dabei bei der Planung helfen, wobei natürlich kurzfristige Änderungen jederzeit möglich sind. Informationen dazu finden Sie im Internet auf dieser Homepage oder jeweils ab Mitte Juli im Schaukasten bei der Kirche.
Eine Anmeldung für die Wallfahrt ist nicht erforderlich. Bei speziellen Fragen oder Wünschen z.B: für Übernachtungsmöglichkeiten, kann im Pfarrsekretariat oder bei mir gerne rückgefragt werden.
Ing. Herfried Holzer, Wallfahrtsleiter der Pottensteiner Gelöbniswallfahrt, Herbst 2008
Rückblick auf die 200. Pottensteiner Jubiläumsgelöbnisfusswallfahrt
Nach einem Jahr der Vorbereitung und Vorfreude ist die 200. Pottensteiner Gelöbniswallfahrt nun auch wieder ein Teil der Geschichte. Sie war sehr ereignisreich und vor allem die Festmesse mit unserem Kardinal war ein intensives, tiefgreifendes Erlebnis.
Die neuen Fahnen der Pfarre Pottenstein bei ihrem ersten Einsatz, bei der 200. Gelöbnisfusswallfahrt.
Wir starteten wie gewohnt um 5.30 Uhr mit einer kurzen Morgenandacht in der Kirche in Pottenstein. Danach zogen wir bei noch trockenem Wetter aus der Kirche aus und begannen unseren Pilgerweg Richtung Gutenstein.
Bei diesem Auszug durften wir das 1. Mal die neuen Fahnen der Pfarre Pottenstein verwenden, die uns auf unserem Weg bis nach Grabenweg begleiteten.
Nach der gewohnten Rast am Hals führte uns der Pilgerweg Richtung Pernitz, über den Fuchsriegel und durch den Ort in das Blättertal, wo die 2. Rast stattfand.
Während des Weges vergrößerte sich unser Wallfahrtszug immer wieder, sodass wir Gutenstein mit einem Pilgerzug von
120 Personen erreichten. Vom 2 Monate alten Baby im Kinderwagen bis zum über 80 Jahre alten Pensionisten reichte die Altersspanne unseres Zuges aus Pottenstein. Mit dabei sind aber auch wie immer Familien, die zwar längst nicht mehr in Pottenstein wohnen, aber zu dieser Gelöbniswallfahrt Jahr für Jahr zu ihren Pottensteiner Wurzeln zurückkehren.
Gerade noch trockenen Fußes erreichten wir kurz nach Mittag unser Ziel dieser Wallfahrt, das Gnadenbild der Mutter Gottes in der Wallfahrtskirche am Mariahilfberg.
Links der Hochaltar der Wallfahrtskirche am Mariahilfberg, oben der Ausschnitt daraus mit dem Gnadenbild.
Während sich die zu Fuß gegangen müden Pilger im Gasthaus stärkten, öffnete der Himmel das erste mal seine Schleusen, wodurch auch alle, die mit dem Auto oder mit dem erstmals seit vielen Jahren wieder organisierten Bus auf den Mariahilfberg nachgekommen waren, von strömenden Regen empfangen wurden.
Beim Einzug um 15.00 Uhr, bei dem wir von dem am Mariahilfberg ansässigen Servitenorden empfangen werden und als gemeinsamer Pilgerzug das Gnadenbild am Mariahilfberg begrüßen, konnten wir heuer wegen dem Regen leider nur Schirme statt Fahnen verwenden.
Vom Servitenorden wurden wir dieses mal von Pater Norbert empfangen, der den erkrankten Prior, Pater Franz Brunner, vertrat.
Am Ende dieses Einzuges wurden noch eine neue Kerze und ein neuer Kerzenständer gesegnet. Der Kerzenständer ist ein Geschenk der Pottensteiner Wallfahrer für die Kirche am Mariahilfberg, als Zeichen der Dankbarkeit und der Verbundenheit.
Die Kerze, verziert mit einem Bild der Gnadenmutter aus Pottenstein, erinnert an diese Jubiläumswallfahrt und wird jedes Jahr nur dann entzündet, wenn die Pottensteiner Wallfahrer am Mariahilfberg sind.
Der im Anschluss geplante Kreuzweg konnte aufgrund des Regens leider nur in der Kirche stattfinden.
Bis zur hl. Messe um 19.00 Uhr blieb wie jedes Jahr noch ein bisschen Zeit, die einige zum Beichten nutzten, andere zum Ausrasten, andere bereits zur Einstimmung.
Heuer wurde diese Zeit auch für die Vorbereitungen zur Festmesse genutzt. Mehr als 1 Stunde vor Beginn begann sich die Kirche zu füllen und als Hr. Kardinal, Dr. Christoph Schönborn pünktlich um 18.45 am Mariahilfberg eintraf, war die Kirche bereits voll. Nach einer kurzen Begrüßung durch die Konzelebranten, durch mich als Wallfahrtsleiter und durch den Bürgermeister von Gutenstein, begab sich der Hr. Kardinal zur Vorbereitung in die Sakristei.
Pfarrer Rudi Fleck bei der Begrüßung des Kardinals vor der Kirche am Mariahilfberg
Mit dem feierlichen Einzug in die Kirche wurde die Festmesse eröffnet zu der sich rund 300 Personen versammelt hatten. Dem freudigen Anlass entsprechend, wurde eine feierliche Festmesse zelebriert, unterstützt durch viele Ministranten, wobei aber auch der besondere Charakter unserer Wallfahrtsmesse erhalten blieb.
Der Höhepunkt der Festmesse war aber sicherlich die Predigt des Hrn. Kardinal, der in einfachen, aber umso deutlicheren Worten sowohl auf das Evangelium als auch auf die Geschichte der Wallfahrt Bezug nahm und damit bei uns allen bleibende Eindrücke hinterließ. (Die Predigt ist nachzulesen auf den folgenden Seiten)
Gleich nach der Predigt fand die Segnung von Ringrosenkränzen statt, die speziell für uns gefertigt wurden und allen Personen am Ende der Feierlichkeiten als Erinnerungsgeschenk überreicht wurden.
Überrascht hat uns Hr. Kardinal als er beim „Vater Unser“ die vielen Kinder zu sich rund um den Altar bat.
Als weiterer Höhepunkt war eine Lichterprozession am Mariahilfberg geplant, die auch begonnen wurde, aber aufgrund plötzlich einsetzenden Regens bereits in der Kirche wieder abgebrochen werden musste.
Nach einem Mariengebet und dem bischöflichen Segen, endete der Festgottesdienst mit dem Auszug des Hrn. Kardinal zum Lied „Großer Gott, wir loben dich“.
Kardinal Schönborn im Gespräch mit der ältesten und der jüngsten Pilgerin bei dieser Jubiläumswallfahrt.
Im Anschluss war im Refektorium des Klosters noch eine einfache Agape hergerichtet, wo viele Menschen die Möglichkeit nutzen konnten mit Kardinal Schönborn persönlich ins Gespräch zu kommen, der sich trotz seines dichten Terminkalenders dafür rund eine Stunde Zeit nahm.
Durch seine sehr herzliche und kommunikative Art hinterließ der Hr. Kardinal glückliche Pilger und so konnten viele einen langen, teilweise verregneten Wallfahrtstag zufrieden ausklingen lassen.
Der Sonntag startete mit dem Auszug am Mariahilfberg und mit dem Pilgersegen als Verabschiedung. Zurück ging es wieder durch das Blättertal, Pernitz und hinauf auf den Hals, wo wir um ca. 13.00 Uhr unsere Mittagsrast machten. Während wir von der Fa. Leithner bestens mit Essen versorgt wurden, verschönerten einige Damen traditionell unser Vortragekreuz mit einem Blumenkranz.
Wir pilgerten danach weiter hinaus nach Grabenweg, wo wir bereits von einigen dazu stoßenden Pilgern erwartet wurden, die mit uns gemeinsam bei der Kapelle eine kleine Andacht abhielten. Von dort startete unsere letzte Etappe, wieder begleitet von unseren neuen Fahnen. Während des 6. und letzten Rosenkranzgebetes dieser Gelöbniswallfahrt erreichten wir wieder unseren Heimatort Pottenstein. Wir zogen in unsere Heimatkirche ein und mit einer Andacht mit Segen endete unsere 200. Jubiläumswallfahrt.
Auf den letzten Metern zurück in Pottenstein Diese Wallfahrt wird in Erinnerung bleiben durch den Höhepunkt der Festmesse mit Kardinal Dr. Christoph Schönborn, aber auch wieder als gemeinschaftliches Ereignis von jung und alt, wo gebetet und gesungen wurde, aber auch Platz für Spaß und Tratsch blieb.
Ich danke nochmals allen, die zum Gelingen dieser Jubiläumswallfahrt beigetragen haben. Insbesondere danke ich auch jenen die seit Jahren und Jahrzehnten durch ihre Unterstützung oder einfach durch ihre Teilnahme diese Gelöbniswallfahrt so lebendig machen. Ganz besonders bedanken möchte ich mich aber hier bei jenen Familien die den Termin der Wallfahrt Jahr für Jahr als oberste Priorität freihalten und so den Grundstock dieser Wallfahrt bilden.
Ich lade Sie herzlich ein auch in den kommenden Jahren diese Wallfahrt auf den Mariahilfberg mit Ihrer Teilnahme zu unterstützen und so selbst einen Beitrag dazu zu leisten, dass das Gelöbnis unserer Vorfahren „für Friede und Freiheit für unser Vaterland zu beten“ auch die nächsten Jahrzehnte, von Generation zu Generation, weiterlebt.
Ing.Herfried Holzer - Wallfahrtsleiter
Predigt von Kardinal Dr. Christoph Schönborn zur 200. Gelöbniswallfahrt auf den Mariahilfberg.
Gelobt sei Jesus Christus
Liebe Wallfahrtsgemeinde, liebe Mitbrüder im christlichen Dienst.
Pater Rudi, ich sage immer noch Pater. Ich sag immer noch Pfarrer Sigi auch wenn du behauptest, du seist nicht mehr Pfarrer. Er ist Pfarrer im AKH, also dem größten Spital Österreichs,.. Europas. Lieber Pater Norbert, Pfarrer von der Rossau, lieber Diakon Michael.
Brüder und Schwestern, liebe Kinder die ihr so zahlreich mitgekommen seid zur Wallfahrt.
200 mal sind die Pottensteiner auf den Mariahilfberg gewallfahrtet. In so verschiedenen Zeiten.
Wie war das vor 100 Jahren? Vor 150 Jahren? Vor 50 Jahren? Vor 25 Jahren wo Weihbischof Krätzl mit euch gefeiert hat? Wo stehen wir heute? Die Frage, die mich bewegt, ist zuerst einmal die Treue der Pottensteiner zu dieser Wallfahrt. Da ist eine große Verlässlichkeit, eine große Treue und ich denke das ist schon die wichtigste Botschaft in ihrem Anliegen dieser Wallfahrt, Frieden und Freiheit zu erbitten. Die Treue, der Glaube, man kann das Wort Glauben auch in Treue übersetzen, im Griechischen und im Hebräischen ist es praktisch das selbe Wort. Die Treue, das heißt die Festigkeit, felsenfest glauben. Das ist eigentlich das Entscheidende und ich denke das heutige Evangelium, das Evangelium vom morgigen Sonntag, das große Evangelium über Petrus dem Fels. Es sagt uns eben was ganz Entscheidendes über das, was die Pottensteiner durch 200 Jahre Treue gezeigt haben. Und damit auch das was für die Zukunft gilt. Jesus sagt zu Petrus: “Du bist Petrus der Fels und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen.“ Ich möchte mit euch 3 Gedanken über den Felsen betrachten weil ihr auch viel über Fels und Stein gegangen seid, oder an Felsen vorbei auf eurer Wallfahrt und ich morgen oder eher übermorgen nach Mariazell auf die Wallfahrt gehe und auch über Fels und Stein, über Berg und Tal bis nach Mariazell. Wer ist der Fels? Zuerst ist es Christus selber, Gott ist mein Fels, so heißt es immer in den Psalmen des alten Bundes.
Gott ist mein Fels! Auf ihn kann ich bauen. Felsenfest vertrauen weil Gott Gott ist, weil Christus Christus ist. Alle Mächte dieser Erde vergehen. Napoleon der große Kaiser, der die ganze Welt in Furcht und Zittern versetzt hat, er ist verschwunden und von seinem Reich ist nichts geblieben. Wieviele Reiche hat es in diesen 200 Jahren gegeben? Ein 3. Reich, ein tausendjähriges Reich, das 12 Jahre gedauert hat. 12 schreckliche Jahre, und ein Sowjetimperium das vergangen ist, in sich zusammengefallen. Das einzige Reich das bleibt ist das Reich Gottes. Der einzige Felsen der bleibt ist Gott. Und die Pottensteiner haben durch 200 Jahre gegen alle Mächte dieser Zeit, dieser Welt gezeigt: Wir vertrauen auf Gott. Das ist unser Fels. Das ist unser Friede und unsere Freiheit und deshalb bin ich so dankbar dass es diese lange Tradition gibt. Das ist etwas ganz Starkes, ein starkes Zeugnis das Gott wirklich der Fels ist. Auf ihn kann man ein Leben bauen. Auf ihn kann man vertrauen.
Aber das ist erst die 1. Bedeutung des Felsens. Die 2. Bedeutung ist das, was Jesus dem Petrus sagt: „Selig bist du Simon Barjóna denn nicht Fleisch und Blut haben dir das geoffenbart das ich der Messias und Christus der Sohn des lebendigen Gottes bin, nicht Fleisch und Blut, sondern mein Vater im Himmel.“ Der Glaube ist ein Fels auf den man bauen kann. Aber der Glaube ist ein Geschenk. Man kann ihn nicht machen. Das wissen die Eltern. Sie können den Glauben bezeugen, können ihn vorleben, aber wir können ihn nicht machen. Können ihn nur erbitten, können ihn nur erhoffen. Gott schenkt den Glauben. Und dieser Glaube ist der Fels auf den die Kirche gebaut ist. In diesen 200 Jahren hat es viele Ideologien gegeben, der Nationalsozialismus, der Nationalismus, der Kapitalismus, der Kommunismus, heute ist es vielleicht der Konsumismus - alle diese Ideologien vergehen, aber der Glaube bleibt. Auch vor 200 Jahren haben Ihre Vorfahren geglaubt. Und Sie glauben immer noch und es ist immer noch derselbe Glaube. Und er lebt und auf ihn kann man bauen und ihn kann man leben. Und auch das bezeugt die Wallfahrt 200 Jahre lang, in Treue gelebt, im Glauben. Glaube ist der Fels. Aber es gibt noch eine 3. Bedeutung.
Jesus sagt zu Petrus:„Du bist Petrus der Fels“ und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“ Es ist ein sehr tröstliches Wort für uns Pfarrer, Bischöfe, Patres, Diakone. Jesus hat nicht gesagt „Du wirst meine Kirche bauen“ sondern „Ich werde meine Kirche bauen“ Er sagt zu Petrus „Du bist der Fels und auf diesen Felsen werde ICH meine Kirche bauen“. Es ist seine Kirche, nicht unsere Kirche. Es ist sein Geschäft, wenn man es so sagen kann, nicht unser Geschäft. Nicht wir machen die Kirche sondern Jesus macht die Kirche. Aber er baut sie auf Menschen, auf einen Petrus, oder auf einen Rudi, oder einen Sigi, oder einen Bischof Christoph oder auf Sie alle. Er baut seine Kirche auf uns Menschen. Und er sagt uns etwas Unglaubliches. Uns schwachen Menschen sagt er „Du bist der Fels, und auf diesen Felsen baue ich meine Kirche“ Jeder von uns wird gebraucht. Jeder von uns ist so ein Fels auf den Jesus seine Kirche baut. Ob das jetzt ein Wallfahrtsleiter ist, der durch viele Jahre die Wallfahrt geleitet hat und jetzt seinen Sohn damit beauftragt hat. Ob es die Eltern sind die ihren Glauben ihren Kindern vorleben. Dann sind sie Fels, dann können die Kinder auf diesen Felsen schauen und bauen und vertrauen. Aber wir alle sind schwache Menschen und wir wissen wir alleine machen es nicht.
Und so frag ich mich zum Schluss:
Warum gibt es nach 200 Jahren immer noch die Wallfahrt? Warum gibt es immer noch den Glauben? Warum gibt es immer noch die Kirche? Weil Christus sie baut - auf uns Menschen, auf uns armen schwachen Sündern. Aber weil er uns das anvertraut hat und weil er es macht, deshalb gibt es die Kirche, deshalb wird es sie auch lange noch geben wenn es die Reiche unserer Zeit schon längst nicht mehr gibt.
Liebe Pilgerinnen und Pilger, es war mir ein Anliegen als ich die Einladung bekam am Mariahilfberg mit ihnen diese Jubiläumswallfahrt zu feiern und vor allem ihnen zu danken und sie zu bitten seid weiter so felsenfest im Glauben aufbauend wie ihr es in den vergangenen 200 Jahren ward. Dann wird es eine gute Zukunft geben: Hoffnung Freiheit und Frieden.
Darum bitten wir. Amen.